„Diabolische und verderbliche Enthemmung“:

Hans-Günther Schwarz

Abstract


Thomas Manns Doktor Faustus wird unter dem Gesichtspunkt der aufgehobenen Grenzen gesehen. Es geht um „finstere Möglichkeiten der Menschennatur überhaupt“. Die blutige Barbarei der Hitlerzeit findet seine Entsprechung im geistigen Kunstwerk, das sich völlig von der humanistischen Tradition der Musik gelöst hat. Das Werk des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn wird vom Erzähler Serenus Zeitblom in all seinen Grenzverletzungen kommentiert. Die Verwischung der Grenzen ist leitmotivisch für den Roman. Das Glissando in Leverkühns Musik steht als ihre künstlerische Analogie. Leverkühns Musik hat sich wie Deutschland von der europäischen Kultur der Vernunft und des Angemessenen entfernt. Die „Teufelsverschreibungs-geschichte“ unterstreicht Thomas Manns Intention, „Satanisch-Religiöses, Dämonisch-Frommes“ – eigentlich sich ausschließende Gegensätze – in diesem Roman als Ausdruck deutscher Existenz zu vereinigen. „Montage-Akt und Raub an der Wirklichkeit“ gehört zu den Kompositionsprinzipien des Doktor Faustus. Besonders die Verwendung von Schönbergs Zwölf-Ton-Technik in dieser Allianz von Kunst und Teufel zeigt Thomas Manns Ungebundenheit gegenüber der Wirklichkeit, seine Entschlossenheit zur Grenzüberschreitung.

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DOI: http://dx.doi.org/10.13138/2037-7037/1743

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